Enge Forststraßen, steile Hänge und mächtige Fichten, die dicht an den Weg heranwachsen – wer hier ein 86 Meter langes Rotorblatt hinaufbringen will, braucht starke Nerven und das passende Gerät. Genau dieser Herausforderung stellt sich die selbstangetriebene 12-Achs-Kombination Cometto MSPE mit dem aufmontierten Bladelifter.
In souveränem Tempo schlängelt sich die eindrucksvolle Fahrzeugkombination zur Freiländeralm bei Rettenbach in der Steiermark hinauf. Zwischen 17 und 22 Kilometer Strecke auf 1.500 Metern Höhe, Steigungen von bis zu 16 Prozent – eine Aufgabe, die Mensch und Maschine alles abverlangt. „Da qualmen die Arbeitsschuhe“, lacht Sven Wolter vom Transportspezialisten Hofmann, der die ganze Strecke neben dem Fahrzeug läuft, um alle Engstellen im Blick zu haben. Seinem „Wingman“ und „Pitcher“ Eric Pieper gibt er dabei über Funk die Anweisung, wie das Blatt zu heben und zu drehen ist, damit es sicher über die Baumwipfel entlang des Weges gelangt. Notwendige Anstellwinkel von über 50 Grad waren dabei keine Seltenheit und das bei Windgeschwindigkeiten, bei denen herkömmliche Systeme längst kapituliert hätten.
Das aktuell größte serienmäßig gefertigte Onshore-Blatt
Hier spielt das von Cometto patentierte Stability Control System (SCS) seine Stärken aus. Diese Entwicklung ermöglicht den automatischen Ausgleich unter den vier Stützgruppen der insgesamt 48 elektronisch gelenkten Räder. „Der Bediener wird merklich entlastet und kann sich auf das Fahren und Lenken des Bladelifters konzentrieren “, berichtet Joachim Kolb, Sales Manager bei Cometto.
Mit einer Tragkraft von 1.000 Metertonnen ist der Cometto BladeMAX1000 der stärkste Bladelifter seiner Art auf dem Markt. Er transportiert bei diesem Projekt in Österreich das aktuell größte serienmäßig gefertigte Onshore-Blatt für eine Gondel mit 7,8 MW Leistung. Insgesamt 24 Blätter mit einer Länge von je 86 Metern müssen hier gefahren werden – und sie kratzen dabei bereits an der maximalen Kapazität des Geräts. „Hier treffen Superlative aufeinander“, sagt Joachim Kolb.
Energiewende mit alpinem Charakter
Die Energie Steiermark AG setzt bei diesem spezifischen Windparkprojekt auf acht Anlagen des Herstellers Goldwind. In Zukunft werden hier jährlich über 200 Gigawattstunden CO₂-freier Strom erzeugt – genug für rund 57.000 Haushalte. Mit der Ausführung der Vor- und Hauptinstallation wurde die Firma Prangl aus Wien betraut.
Doch nicht nur BladeMAX und Mannschaft mussten Höchstleistungen bringen. „Die Bäume hier waren in unser Fahrstraßenprofil hineingewachsen“, erinnert sich Andreas Schneider von Prangl. „So hätten wir hier nicht fahren können und brauchten weiteres Spezialgerät.“ Fast filmreif wirkte die Lösung: Statt Cabriolets wie im James-Bond-Film „Die Welt ist nicht genug“ wurden in der Steiermark Äste mittels Helikopter-Säge gestutzt – schnell und effektiv, um Platz für den BladeMAX1000 und die gewaltigen Rotorblätter zu schaffen. „Und das wird uns auch nächstes Jahr helfen, wenn wir nach der Winterpause weitere sieben Anlagen hier hoch transportieren.“
Veröffentlichung: 10/2025